Sonntag, 17. Mai 2020

freie Bewegungsentwicklung und Pikler Dreieck mit Rutschbrett

Wir haben bereits beim laufen lernen auf freie Bewegungsentwicklung nach Dr. Emmi Pikler geachtet. Damals wussten wir noch nicht, dass unser Kind autistisch ist und vieles anders laufen würde. Er entwickelte sich erstmal recht schnell. Er konnte sich z.B. sehr frühzeitig alleine auf den Bauch und wieder zurück drehen. Doch dann stoppte die Entwicklung. Und zwar für eine ziemlich lange Zeit. Unser Kind krabbelte nicht! Es dauerte bis er 11 Monate alt war, bis er auf dem Po vorwärts rutschte. Alle Verwandten drängten uns und ihn ständig dazu sich weiter zu entwickeln. Sie wollten ihn zum stehen aufheben. Aber er machte nicht mit. Sie wollten uns Lauflernwagen und alle möglichen anderen Lauflernmethoden andrehen, aber da machten wir nicht mit. Ja, es dauerte wirklich lange. Aber letztendlich hat David von sich aus stehen und laufen gelernt. Ohne unsere Hilfe, ohne drängen, aufzwingen, stützen oder manipulieren; sondern ganz aus eigenem Antrieb heraus. Denn das Kind ist die einzige Person, die beurteilen kann, was es kann und was noch nicht. Wir konnten sehr gut beobachten wie er sich immer mehr ausprobierte und seine Bewegungen mit der Zeit optimierte. Und das braucht nunmal seine Zeit. Auch die Muskeln brauchen ihre Zeit sich an die neuen Anforderungen anzupassen. Das Kind zu Bewegungen zu drängen, die es noch nicht selbst kann, führt zu Überforderung, körperlicher Überlastung, Abhängigkeit, Unsicherheit und einem mangelnden Körpergefühl. Als unser Kind dann mit 17 Monaten tatsächlich laufen konnte, konnte er aber wirklich richtig gut laufen! Und zwar von Anfang an. Denn er war sich seiner selbst sicher! Da waren all diese Verwandten, die ihn vorher drängen wollten, ganz fassungslos und begeistert. Es hieß: "Oh, er läuft ja total sicher!" "er läuft ja gar nicht so o-beinig wie die anderen Laufanfänger" "Fällt er gar nicht hin???" Nach 4 Monaten war er sogar ein richtiger Spaziergänger. Er lief 2-3 km weit ohne Buggy oder tragen.
Es kommt eben nicht darauf an wie schnell man etwas kann, sondern wie gut man etwas kann. Und das stärkt das Selbstvertrauen und es gibt Sicherheit!

Mit dem laufen ist die Bewegungsentwicklung ja aber noch lange nicht abgeschlossen. Rückwärts laufen, seitlich laufen, Hürden überwinden, rennen, balancieren, springen, hüpfen, Treppen steigen, klettern usw muss auch noch gelernt werden. David konnte dies alles an seinem 2. Geburtstag noch nicht. Wenn das Gehirn blockiert ist, ist das alles gar nicht so einfach! Autisten haben oft eine unreife Motorik, eine unbeholfene Fortbewegung, Gleichgewichtsprobleme und Schwierigkeiten in der Koordination. Aber als er nur 1 Monat lang durch den HMDS Schwermetalle aus seinem Gehirn entgiftet hat, begann er seine Bewegungen weiter zu entwickeln. Eine große Hilfe war dabei das Pikler-Dreieck. Das ist ein Sprossen-Dreieck aus Holz, welches dem Kind hilft, selbstständig und auf natürliche Weise seine Motorik, den Gleichgewichtssinn, die Geschicklichkeit, die Selbstwahrnehmung im Raum, die Hand-Fuß-Koordination und seine Bewegungssicherheit zu verbessern.


Dieses simple Gerät bietet tolle Anreize zur Bewegung, die dann einfach spielerisch erlernt werden. Wir nutzen das Kletterdreieck mit Rutschbrett (schiefe Ebene), welches auf die passende Höhe gehängt werden kann. Es kann also eine sanfte oder steile Rutsche sein, je nach Erfahrung und Alter. Wenn Davids 5-jähriger Cousin zu Besuch ist, klettert dieser auch noch sehr gerne auf das Pikler-Dreieck. Allerdings rutscht er lieber von der höchsten Stufe runter. Zur Abwechslung kann man auch einen "Sprossenbaum" einhängen, an dem noch weitere Bewegungen geübt werden können. Den haben wir aber (noch) nicht.


Jedenfalls hat sich Davids Bewegungssicherheit bereits nach nur 1 Woche damit spielen soweit verbessert, dass er plötzlich ohne Probleme draußen einen Bordstein frei hinauf und hinunter gehen konnte. Vorher war er dazu immer auf alle Viere gegangen oder er musste sich irgendwo festhalten! Außerdem konnte er nun endlich Leitern (z.B. von Spielplatzrutschen) alleine hinauf klettern. Und das alles, obwohl wir gar nichts getan haben. Wir sind nicht zur Physiotherapie gegangen und wir haben nichts mit ihm geübt. Er hat es sich alles selbst beigebracht 😀 Und das ist so wertvoll!


Da das Pikler-Dreieck aus Vollholz ist, ist es recht teuer. Es wird von Schreinern angeboten, auch von Hobby-Schreinern. Günstiger bekommt man es gebraucht, wobei der Wiederverkaufswert immer noch hoch ist. Wenn man ein Gebraucht-Angebot bekommt, muss man wirklich sofort zuschlagen, so begehrt sind die Pikler-Dreiecke. Aber sie sind jeden Cent Wert!!! Dieses Trainingsgerät hat man 24 Std / Tag, 7 Tage / Woche zur Verfügung und ist dadurch unglaublich effektiv. Unseres ist seit Monaten wirklich täglich in Gebrauch und es ist absolut stabil und hält einfach alles aus. Es wird uns sicherlich noch lange dienen.



Aller Anfang ist schwer. Als David begonnen hat, sich an dem Pikler-Dreieck auszuprobieren, war er noch sehr unsicher. Er wusste z.B. nicht genau wie er sich halten soll, um sicher über das Dreieck zu klettern. Also wie er seine Hände dazu drehen muss. Aber nun beherrscht er alles perfekt und die Bewegungen sind eine Leichtigkeit für ihn. David macht mit dem Pikler-Dreieck folgendes:
  • das Rutschbrett hinauf laufen, rennen, krabbeln oder schieben (vorwärts und rückwärts)
  • auf dem Rutschbrett umdrehen (stehend, kniend, hockend, mit Spielzeug in der Hand oder ohne)
  • das Rutschbrett hinunter rutschen - auf dem Po ( vorwärts sitzend) oder auf dem Bauch (rückwärts) oder auf dem Rücken (liegend) oder auf den Knien (vorwärts und rückwärts)
  • das Rutschbrett Spielzeuge hinunter fahren lassen (Experimente mit allen möglichen Dingen); elektrische Fahrzeuge könne auch allein hinauf fahren, was er sehr faszinierend findet
  • vom Rutschbrett aus verschiedenen Höhen seitlich absteigen oder aufsteigen
  • sein Rutschfahrzeug auf das Rutschbrett schieben und dann darauf hinunter fahren (nicht ungefährlich, aber auch das gehört zur Lernerfahrung dazu)
  • etwas unter dem Rutschbrett verstecken
  • die Sprossen hinauf und hinunter steigen
  • über das Dreieck drüber klettern
  • barfuß, mit Stoppersocken oder mit normal rutschiger Strumpfhose (auch das sind unterschiedliche Erfahrungen = lernen)
 

David ist sich seiner selbst immer sicher! Denn er hat durch die freie Bewegungsentwicklung seine Lektionen gelernt. Er weiß was Höhe bedeutet, er weiß was schiefe Ebenen bedeuten usw...
Oma und Opa hatten immer Angst, dass David unsere große steinerne Treppe hinunter fallen könnte. Ich dagegen hatte nie Angst um ihn! Denn ich wusste, dass er sich niemals leichtsinnig in Gefahr begeben würde. Bis David alleine Treppen gehen konnte, dauerte es zwar einige Zeit. Aber auf jeden Fall machte er es wieder in seinem Tempo, auf seine eigene Art und Weise, bis er sich in seinen Bewegungen sicher war, ohne sich jemals dabei zu verletzen. Inzwischen geht er Treppen, ohne sich festhalten zu müssen, frei hinunter.


Ich selbst habe auch gute Erfahrung in freier Bewegungsentwicklung gemacht. Ich habe einen Schwimmkurs abgebrochen und mir schwimmen und Fahrrad fahren selbst beigebracht, da mir das bereits im Kindesalter am sichersten erschien. Ich wollte nicht, dass ein Lehrer oder mein Vater über meinen Kopf hinweg entscheidet, wann ich alleine im tiefen Wasser schwimme (ich hatte Todesangst bei meinem Schwimmlehrer!) oder ohne Stützräder fahre, sondern nur ICH. Als ich selbstständig ALLEINE geübt habe, war alles gar kein Problem und ich konnte im Alter von 6 Jahren innerhalb von 1 Stunde perfekt schwimmen und Rad fahren. Ich habe dazu meine eigenen Lerntechniken entwickelt und zwar so, dass ich mich immer sicher fühlen konnte.

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