Das Vertrauen ist eine zarte Pflanze.
Ist es zerstört, so kommt es sobald nicht wieder.
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Was kann man gegen die Angst tun?
Als ich 6 Jahre nach meiner Fehlgeburt wieder schwanger wurde, konnte ich mich anfangs kaum freuen. Besonders die erste Woche nach dem Schwangerschaftstest befand ich mich wie in einer depressiven Phase. Das ist so schade, denn eigentlich hätte ich allen Grund gehabt, singend durch die Wohnung zu tanzen!!! Aber was ist, wenn man wieder enttäuscht wird? Wenn man das alles nochmal erleben muss? Ich versuchte fast schon krampfhaft positive Gedanken in meinen Kopf zu bekommen, aber ich schaffte es nicht. Ständig kamen mir negative Dinge in den Sinn. Auch ablenken half nichts, die Sorgen waren einfach zu groß. Sie verfolgten mich bis in meine Träume, wenn ich denn überhaupt schlafen konnte. Die Fehlgeburt + 7 Jahre Kinderwunschzeit hatten einfach traumatische Spuren hinterlassen! Es wurde auf jede körperliche Regung geachtet und nachgegoogelt. So wurden dann z.B. Kreuzschmerzen bis zur Diagnose "Eileiterschwangerschaft" aufgebauscht ... und wenn einem dann noch einfällt, dass der Schwangerschaftstest doch eigentlich ziemlich zart ausgefallen ist... dann kann einen sowas wirklich total verrückt machen!======> gegen die Angstzustände haben mir die Globulis Aconitum D12 (nicht von DHU kaufen!) in Verbindung mit beruhigender Musik geholfen. Es gibt so viel Entspannungsmusik, aber ich habe mich für Klassik: Vivaldi, Beethoven und Mozart entschieden, da ich es ohnehin gerne höre und schon wusste, dass es mich beruhigen würde.
übermäßige Ängste belasten Mutter und Kind!
Als ich bei meinen Eltern am Ende der 5. SSW vor lauter Ängsten, dass ich wieder eine Fehlgeburt haben könnten, schier in Tränen ausgebrochen bin, sprach mein Vater mit mir ein Machtwort. Manchmal braucht es einfach solche klaren Worte, um sich wieder zu fangen und sich nicht so gehen zu lassen. "Vergiss was damals passiert ist!!! Hör auf dir Sorgen zu machen! Das bringt absolut gar nichts! Es zieht dich nur runter"
In der 6. SSW habe ich mir dann das Buch "Seelisches Erleben vor und während der Geburt" aus der Pränatalforschung gekauft: "Die Mutter ist ein Mensch mit einer Vorgeschichte... sie lebt in einer Welt... im Uterus liegt ein Kind und lebt zusammen mit der Mutter, von ihr und dank ihr, in einer Symbiose... es liebt mit und hasst mit, es vergnügt sich mit und es leidet mit. Es empfindet ihre Herztöne mit, erschrickt, wenn sie erschrickt, sorgt sich um sie, weil es ohne sie nicht leben kann, sein Leben hängt von ihr und von ihrem Leben ab" Ich las darin die Geschichte einer Frau, die nach einer Totgeburt wieder erneut schwanger war und die gesamte Schwangerschaft über extreme Ängste hatte, dass dies wieder geschehen könnte. Das ist vollkommen verständlich. Aber das Kind versuchte dieser Angst zu entkommen und kauerte sich regungslos in Querlage in einer Ecke der Gebärmutter zusammen. Auch als Baby bewegte er sich wenig und wirkte abwesend, später versteckte er sich in Zimmerecken...
Auch wenn die übermäßigen Ängste nach einer Fehlgeburt in der Regel nur die ersten Wochen der erneuten Schwangerschaft andauern, ist es dennoch ein sehr abschreckendes Beispiel. Bei Ängsten zieht sich der ganze Körper zusammen, der Puls wird erhöht, die Herzschläge sind unregelmäßig, die Atmung schnell und flach. All das bekommt das Kind mit und fühlt sich - genau so wie die Mutter - schlecht.
======> Schwangerschafts-Yoga (zu Hause per Video) hat mich dem Baby erstmals näher gebracht. Bei diesen Übungen wird bewusst geatmet und dies trägt dazu bei, dass das Herz ruhig und geordnet schlägt. Man fühlt sich wohl. In meinem Video sollte ich immer wieder die Hände auf den Bauch legen. Und das erzeugte bei mir ein unglaubliches Glücksgefühl! Ja, da drin! Da ist wieder ein Baby 💕
Ist auch wirklich alles in Ordnung?
Als Fehlgeburts-Mama fragt man sich anfangs tagtäglich, ob die Schwangerschaft auch wirklich noch intakt ist. Es gibt ja hormonelle Veränderungen, die man spürt - oder eben auch nicht. Wenn man sich Rat bei Freunden sucht, können einen die Kommentare auch wieder total verunsichern z.B. "Die einzigste von meinen Schwangerschaften, in der ich keine Übelkeit hatte, war die mit der Fehlgeburt" Aber ich hatte in meiner Schwangerschaft keinen einzigen Tag lang Übelkeit und blieb dennoch schwanger. Auf solche Aussagen darf man also nichts geben. Überhaupt waren bei mir sämtliche Symptome ein Kommen und Gehen. Mal war ich müde, am anderen Tag war ich wieder topfit; Mal hatte ich gar keinen Appetit und mal aß ich total viel. Erst in der 8. SSW hatte ich plötzlich einen Würgeanfall. Dieser kam von 0 auf 100 und war nach ein paar Minuten genau so plötzlich wieder verschwunden, wie er gekommen war. Das war für mich das erste wirklich eindeutige Zeichen, dass da etwas in meinem Körper passiert. Wenn ich mit meiner ersten Fehlgeburts-Schwangerschaft verglichen habe, war alles anders! Ich hatte damals ganz andere und sehr viel deutlichere Symptome. Das kann einen natürlich auch wieder verrückt machen. Aber keine Schwangerschaft ist gleich. Man sollte sich eigentlich freuen, wenn es einem gut geht! Solange man (noch) keine Blutung oder starke Schmerzen hat, gibt es keinen Anlass zur Sorge und man kann einfach ganz ruhig bleiben. Wieso sich unnötige Sorgen machen?======> Ganz bewusst habe ich mich nach meiner Fehlgeburt dazu entschlossen, keinen Ultraschall mehr vor der 13. SSW durchführen zu lassen, um die Bestätigung dafür zu bekommen, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist. Das hatte ich mir damals geschworen. Denn, es hatte mir ja nichts gebracht! Alle 2 Wochen war ich damals beim Ultraschall. Immer sah alles bestens aus. Das Herz hat geschlagen, das Baby ist rasant gewachsen, alles super! Keinerlei Auffälligkeiten. Und dann... war es in der 13. SSW trotzdem tot! Was hatte ich nun die Wochen zuvor davon, immer wieder gesagt zu bekommen, dass alles prima ist?! Gar nichts! Diesmal habe ich dem Kind die Gefahren und Unannehmlichkeiten des frühen vaginalen Ultraschalls erspart.
Sprich mit deinem Kind
Es ist verständlich, wenn man sich seelisch vor einer erneuten heftigen Enttäuschung schützen und erstmal keine Bindung zum Kind aufbauen möchte. Das Kind existiert aber nicht erst nach 12 Wochen, sondern vom ersten Tag an! Und es fühlt sich anders an, ob man einfach so nebeneinander herexistiert, oder ob man liebevolle Zuwendung erhält. Also wenn ich mich in die Situation des Embryos hineinversetze, könnte ich mir vielleicht denken: "wieso ignoriert sie mich???" Wenn ich mir vorstelle, dass ich einen Raum betrete und die anwesenden Personen mich nicht begrüßen, sondern ignorieren.... dann überlege ich mir doch zweimal, ob ich es mir dort gemütlich mache (kann es dort überhaupt gemütlich sein, bei so einer kalten distanzierten Stimmung?) oder ob ich lieber wieder gehe...======> Während einer Meditation nahm ich täglich Kontakt mit dem Kind auf und erklärte, was in meiner Welt so los war. Vor allem warum ich diese oder jene Gedanken / Sorgen hatte, aber natürlich auch wie sehr ich mich freute, dass ich nun wieder schwanger bin und was ich für den nächsten Tag oder für später geplant hatte, damit es sich darauf einstellen kann.
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